Pausengespräch – 20 Minuten aus der Semperoper Dresden

Pausengespräch – 20 Minuten aus der Semperoper Dresden

»Details sind enorm wichtig«

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Die Kostümabteilung der Sächsischen Staatstheater arbeitet sowohl für die Semperoper als auch für das Schauspielhaus. Es gibt jede Spielzeit etwa 10 Neuproduktionen in der Oper und etwa 30 im Staatsschauspiel. Dazu kommen in beiden Häusern noch Arbeiten für die wechselnden Besetzungen in der Staatsoper und Schauspiel im Repertoire.

Kostümdirektor Ralph Lederer hat nach einer Schneiderlehre 1989 als Gewandmeister in den Dresdner Werkstätten angefangen, dann ab 2016 die Schneiderei geleitet und im April 2020 das Amt des Direktors der Kostümwerkstätten übernommen. In der Berufswahl hat sich Lederer bewusst gegen das Modedesgin und für das Theaterschneiderhandwerk entschieden. Auch wenn es in seiner Umgebung viel Nachfrage nach selbst genähten Sachen gab, hat ihn das Theaterhandwerk mehr gereizt.

Er kann genau erzählen, was ein Gewandmeister können muss und wie ein Kostüm entsteht. Als Direktor der Abteilung ist Lederer vor allem für die Planung der einzelnen Projekte, die Verteilung der Budgets und die Werkstattabläufe zuständig. Es gibt insgesamt 96 Mitarbeiterinnen in der Kostümabteilung, davon sind es allein 50 Schneiderinnen. Neben den festangestellten Mitarbeiter*innen gibt es auch eine ganze Zahl an Auszubildenden.

Was macht Theaterkostüme so besonders? Wie unterscheiden sie sich von Alltagskleidung? Muss ein Theaterkostüm anders geschneidert sein, weil es über eine weite Entfernung sichtbar sein muss? Müssen manche Details genauer ausgearbeitet sein als andere?

Große Opernproduktionen haben im Schnitt ca. 300 Kostüme, »Les Troyens/ Die Trojaner« hatte sogar 500 Stück. Dabei hat man bei aller Planung am Anfang einer Produktion noch keinen Blick für das Ende, also das Ergebnis. Eine der aktuellen großen Produktion war »La traviata« in der Regie von Barbora Horáková Joly. Die Inszenierung spielt in zwei Zeiten, in der Gegenwart und in einem Cabaret in der Entstehungszeit der Oper, in den 1840er Jahren. Das französische Cabaret mit seinen Tänzerinnen in aufwendigen Tanzkostümen, der Glamour von Violetta Valéry und die feinen Anzüge der männlichen Besucher waren eine besondere Anforderung. Dabei folgen die Auswahl der Stoffe, des Materials und der Muster besonders auch den Wünschen der Kostümbildnerin. Aber auch Pragmatismus spielt eine große Rolle: Die Tänzerinnen müssen sich in den Kostümen sehr gut bewegen können, alle müssen sich wohlfühlen. Und auch die Ankunft Violettas über eine Schaukel aus dem Schnürboden muss von einem Gurt gesichert werden, der für das Publikum natürlich unsichtbar bleiben soll. Hier arbeiten Technik und Kostümabteilung Hand in Hand. Die Illusion muss perfekt sein!

In der Erarbeitung des Kostümbildes muss es eine enge Abstimmung zwischen Kostümbildnerin und Kostümabteilung geben. Die Entwürfe und Vorstellungen kommen komplett von demr Kostümbildner*in und die Kostümabteilung überlegt dann, wie sie das Ganze umsetzt. Es gibt Kostüme, die von der Stange gekauft werden, wie beispielsweise die Jeans und die Gegenwartskleidung von Violetta und Alfredo. Andere Kostüme, wie die Kostüme der Tänzerinnen, werden in Handarbeit einzeln hergestellt.

Manchmal gibt es auch sehr ungewöhnliche Projekte, so wie die Anfrage der Polizei Sachsen an die Kostümabteilung, in Zusammenarbeit mit der Technik der Semperoper das Kostüm des Maskottchens Poldi – einer überdimensionalen Dinosaurierpuppe – zu erneuern und zu verbessern.

Das Gespräch fand am 17. April 2023 statt.


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Über diesen Podcast

Ein Pausengespräch ist fast so spannend wie die Vorstellung selbst: Man tauscht sich über das Gehörte und Gesehene aus, stellt sich Fragen, erfährt Interessantes, manchmal auch Skurriles. In unregelmäßigen Abständen treffen sich Mitarbeiter*innen und Gäste aus der Welt der Semperoper für die Dauer einer Vorstellungspause und sprechen über aktuelle Themen, Besonderheiten des Opernbetriebes, Musik und Theater und alles, was dazu gehört.

von und mit Semperoper Dresden

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