Pausengespräch – 20 Minuten aus der Semperoper Dresden

Pausengespräch – 20 Minuten aus der Semperoper Dresden

Ein neues Gesicht und ein Glanzstück des Dresdner Repertoires

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André Kellinghaus ist seit März 2020 neuer Direktor des Staatsopernchores. Viel Gelegenheit, seinen Chor auf der Bühne zu erleben, hatte er noch nicht, dafür aber umso mehr Zeit, jedes der knapp 90 Mitglieder persönlich kennenzulernen. Eine der berühmtesten Choropern des klassischen Repertoires, »Der Freischütz«, feiert in diesem Jahr sein 200. Jubiläum. André Kellinghaus hat diese Oper schon mehrfach einstudiert und erzählt im Gespräch von den Besonderheiten und der anspruchsvollen Partie des Chores.

André Kellinghaus kam mitten in der Spielzeit 2020/21 an die Semperoper. Zuletzt war er Chordirektor in Malmö, kommt gebürtig aber aus Hamm in Westfalen. Mit dem Staatsopernchor übernimmt er einen sehr traditionsreichen Opernchor, der 2017 bereits sein 200-jähriges Jubiläum feierte, und von niemand geringerem als Carl Maria von Weber ins Leben gerufen wurde.

Die schwierigen aktuellen Proben- und eigentlich unmöglichen Aufführungsbedingungen geben ihm leider nicht die Möglichkeit, die Mitglieder seines Chores wirklich musikalisch und künstlerisch kennenzulernen. Doch André Kellinghaus macht aus der Not eine Tugend und nutzt die Zeit, um in jeweils 20-minütigen Gesprächen jeden einzelnen Sänger*in kennenzulernen. Trotzdem wird natürlich soweit es geht geprobt, und wenn für das einzustudierende Repertoire eben der ganze Chor benötigt wird, dann wird auch schnell mal der Zuschauerraum zum Probensaal umfunktioniert.

Zu den ersten Produktionen, die André Kellinghaus übernimmt, gehört die Wiederaufnahme des »Freischütz«, einer ausgewiesenen Chor-Oper, in der der Klangkörper seine ganze Bandbreite an klanglicher Vielfalt zeigen kann, sei es im »Viktoria«-Chor direkt zu Beginn des Stückes, dem technisch äußerst anspruchsvollen Jäger-Chor der Herren oder dem atmosphärischen Geister-Chor in der berühmten Wolfsschlucht.

Es mag auch mit Blick auf dieses Opernprojekt für Weber wichtig gewesen sein, einen feststehenden Gesangs-Klangkörper in Dresden zu installieren. Nach der Uraufführung des »Freischütz« 1821 in Berlin holte Weber seine Oper im Januar 1822 erstmals nach Dresden, wo sie seitdem zur meistgespielten Oper des Repertoires avancierte.

André Kellinghaus bescheinigt dieser Oper trotz der vielen scheinbar einfach mitzusingenden Melodien eine hohe Komplexität auch in der Chorpartie und insgesamt gehört für ihn »Der Freischütz« zu den anspruchsvollsten Chorpartien überhaupt.

In dieser Oper spielt der Chor in unterschiedlichen Rollen einen wichtigen Part und ist in seiner Klanglichkeit sehr vielseitig angelegt. Und das bedingt auch die unbedingte Auffrischung der Partie mit Schliff und Schärfe bei jeder Wiederaufnahme! Ausschnitte aus dem »Viktoria«-Chor werden sogar gern als Vorsingestück für neue Chorsänger*innen angegeben.

André Kellinghaus selbst hatte schon im Studium mit dem »Freischütz« zu tun und ihn darüber hinaus schon zweimal selbst einstudiert. Doch »Der Freischütz« ist nur der Anfang: Neben dem Opernrepertoire und einer Neuinszenierung von Giuseppe Verdis »Aida« wird der Staatsopernchor – wenn die Pandemie es zulässt – auch mit Beethovens 9. Sinfonie, im Gedenkkonzert zum 13. Februar 2022 mit Anton Bruckners »Te Deum« und im Rahmen von »1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland« in einem Konzert in der neuen Synagoge Dresden zu hören sein.

Das Gespräch fand am 24. Mai 2021 statt.


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Über diesen Podcast

Ein Pausengespräch ist fast so spannend wie die Vorstellung selbst: Man tauscht sich über das Gehörte und Gesehene aus, stellt sich Fragen, erfährt Interessantes, manchmal auch Skurriles. In unregelmäßigen Abständen treffen sich Mitarbeiter*innen und Gäste aus der Welt der Semperoper für die Dauer einer Vorstellungspause und sprechen über aktuelle Themen, Besonderheiten des Opernbetriebes, Musik und Theater und alles, was dazu gehört.

von und mit Semperoper Dresden

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